Stephanie Morcinek
#Periodenarmut! Let's talk about it – sofort!
Frau Rosa kann richtig gemein und hinterhältig sein! Sie kommt bei manchen viel zu spät, bei anderen immer zu früh, bei einigen spielt sie Verstecken, bei anderen verursacht sie solch schlimme Schmerzen, dass man denkt, der Unterleib reißt auseinander. In unserer Priviligierten-Bubble, in der es Tampons, Menstruationstassen oder Periodenunterwäsche en masse gibt, vergessen wir dabei ein ganz wichtiges Problem: Nicht alle Menstruierenden auf dieser Welt können sich Periodenprodukte leisten oder haben überhaupt Zugang zu ihnen. Deshalb wollen wir dich heute über #Periodenarmut aufklären und erzählen, was wir dagegen tun können.

Die Periode in Zahlen und Fakten
Bevor es los geht, erst mal die blutigen Fakten: Täglich menstruieren weltweit schätzungsweise 300 Millionen Menschen mit Uterus. 7(!) – SIEBEN Jahre verbringen wir im Laufe unseres Lebens mit unserer blutenden Vulva. Es fängt meist in der Pubertät zwischen 11 und 15 Jahren mit dem Bluten an und hört in den Wechseljahren, wenn wir im Schnitt etwa 50 Jahre alt sind, wieder auf. Im Durchschnitt kommt die Regel, die Tage oder die viel zu nett beschriebene Erdbeerwoche etwa alle 28 Tage für 4-5 Tage und hält uns in dieser Zeit – und auch in der Zeit davor – so richtig auf Trab. Wir fühlen uns müde, haben Heißhungerattacken, Stimmungsschwankungen, Durchfall, Bauchkrämpfe, bekommen schlechte Haut und fühlen uns einfach richtig am Ar***.

Die Periode: Immer noch ein Tabu
Doch so natürlich und normal die Periode ist, so tabuisiert ist sie leider immer noch. In der Werbung wird anstatt rote einfach eine blaue (weil angeblich attraktivere und "reinere") Flüssigkeit verwendet. Die Frauen in Tampon- oder Bindenwerbungen springen fröhlich lachend mit voller Energie durch ihr Leben, während Anna-Normala zu Hause mit einer Wärmflasche auf dem Bauch und Junkfood auf dem Sofa liegt und womöglich noch zig Schmerzmittel intus hat, weil sich die Krämpfe einfach ins Unermessliche steigern. Realität und Periode? Sorry, da liegt noch ein weiter Weg vor uns. Doch wir wollen ihn gehen. Mit dir. Mit allen Menstruierenden weltweit. Deshalb gehört das Thema Periodenarmut ganz weit vorne auf die Agenda von Politiker:INNEN und all den Menschen, die etwas bewirken können.
Periodenarmut: Das steckt dahinter
Schottland ist bisher das einzige Land der Welt, das gegen #Periodenarmut vorgeht. Auf öffentlichen Toiletten, z.B. von Schulen und Universitäten, werden Periodenprodukte kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Parlament verabschiedete Ende November 2020 ein Gesetz der Labour-Abgeordneten Monica Lennon und gab damit Grünes Licht für Binden und Tampons, die ab sofort umsonst zu erhalten sind. Natürlich kam prompt auf den Sozialen Netzwerken wieder irgendein Udo oder Andreas um die Ecke, der sich benachteiligt fühlte. Warum? Mhhhh, ist uns auch nicht ganz klar. Denn ihm wird überhaupt nichts weggenommen oder zum Nachteil ausgelegt. Menstruierenden Menschen (es sind ja nicht nur Frauen), die kein Geld für Tampons oder Binden haben, wird damit allerdings so viel Kummer, so viel Scham und so viele Bedenken genommen. Denn stell dir bitte mal vor, du weißt nicht, wie du das aus dir herauslaufende Blut aufhalten sollst, weil du dir die wirklich immer noch sehr teuren Produkte nicht leisten kannst? Oder denk an Frauen, die in Flüchtlingslagern oder ohne Dach auf dem Kopf auf der Straße leben müssen, weder Geld noch einen Zugang zu diesen Produkten haben? Schon allein die Vorstellung findest du schrecklich? Wie muss sich die Realität erst anfühlen?
Daher ist es umso wichtiger, dass wir gemeinsam helfen, gegen Periodenarmut vorzugehen. Der Verein Social Period e.V. hat eine Petition gestartet, die von BundesfrauenministerIN Franziska Giffey den freien und kostenlosen Zugang zu Periodenprodukten fordert. Denn 500 Millionen Menschen weltweit haben keinen Zugang zu Menstruationsprodukten. In Deutschland sind auch etwa 100.000 menstruierende Obdachlose betroffen.
Die beiden Gründer:INNEN Katja Dill und Undine Mothes suchen bundesweit nach Kooperationspartner:INNEN, die sich für einen gerechten Umgang mit dem Thema Periode einsetzen.
Doch was kann jede*r Einzelne von uns ganz konkret tun?
1. Lasst uns die Periode enttabuisieren und sprich ganz offen übers Bluten. Wir müssen uns einfach bewusst machen, dass sie jeden zweiten Menschen auf diesem Planeten Erde betrifft. Das Patriarchat hat die Periode zu etwas Schmutzigem erklärt, und wir müssen sie da wieder raus holen. Ganz tolle Hilfe gibt es übrigens von so genialen Periodenspielen wie dem Periodenquartett oder dem Oh Woman Periodenbrettspiel. Damit wird jungen Frauen der normale, offene Umgang mit dem Thema Periode beigebracht und so die Scham ausgeknockt. Wenn du als Töchter, Nichten oder einfach sehr junge Freund:INNEN hast, kannst du dich dem Thema spielerisch und trotzdem mit ganz viel Information annähern.
2. Schreib auf Social Media über die Periode und verwende die Hashtags #periodpoverty, #periodenarmut und #periodpositivity. Je mehr Beiträge zu den Themen entstehen, umso sichtbarer werden sie.
3. Du kannst Vereine und Initiativen unterstützen, die Menschen ohne Zugang zu Periodenprodukten unterstützen. Beispiele gefällt? Bitteschön:
> Menstruationshygiene für Lesbos