Stephanie Morcinek
Nachhaltige Mode: DAS ist der einzige Weg!
Aktualisiert: 4. Sept. 2020
Immer mehr Leute shoppen bei nachhaltigen Labels, promoten auf Instagram ihre "grünen" Kleider, Hosen und Pullis. Doch ist es wirklich nachhaltig, jeden Tag etwas anderes anzuziehen, auch, wenn es von einem Eco-Label ist? Wir haben die einzige Lösung, wie nachhaltiger Klamottenkonsum funktionieren kann. Und es wird dir wahrscheinlich nicht gefallen...

Shoppen macht manchmal einfach nur Spaß. Egal ob im Laden oder online, sobald wir das neue Teil in den Händen halten, uns damit vielleicht für einen neuen Job, ein erfolgreiches Projekt oder einfach nur so belohnen, weil wir einen Traumtag mit unseren Kindern verbracht haben, stellt sich dieses Gefühl ein, das wir wohl Glück nennen dürfen. Und wenn das neue Teil dann auch noch von einer nachhaltigen Marke ist, können wir gleichzeitig noch unser Gewissen beruhigen. Schließlich mussten für dieses Kleidungsstück weder Kinder arbeiten, die Stoffe sind recycelt oder aus Naturfasern hergestellt und die gesamte Produktionskette lief fair und sozial verträglich ab. Ja, das mag auf den ersten Blick stimmen, doch der zweite spricht eine andere Wahrheit.
Auch das Shoppen von nachhaltigen Textilien bleibt Konsum und ist damit NICHT nachhaltig
Wir leben zweifelsfrei in einer Konsumgesellschaft. In einer Gesellschaft, in der "mein Haus, mein Auto, meine Luxustasche" etwas zählen und andere Menschen beeindrucken sollen. Im Moment können wir andere damit beeindrucken, nur noch Kleidung von sustainable Brands zu kaufen, also Labels, die fair und ökologisch korrekt produzieren (lassen). Die Modesuchmaschine Lyst, die regelmäßig Daten ihrer 110 Millionen Nutzer auswertet, hat herausgefunden, dass die Suchanfragen nach fairer Mode seit 2018 um 66 Prozent gestiegen sind. Die meisten Menschen möchten also bewusst einkaufen und auf Fast Fashion und damit auf Labels verzichten, die dafür bekannt sind, unter unfairen Bedingungen produzieren zu lassen und Mode zu verkaufen, die so verarbeitet ist, dass sie nach einer Saison in die Tonne wandert.
Das ist der einzige nachhaltige Weg
Der Nachhaltigkeitsbegriff wird übrigens folgendermaßen definiert:
"Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen als gegenwärtig lebende.“ (Hauff 1987, S.46)
Ist es also tatsächlich nachhaltig, überhaupt Dinge zu kaufen, selbst wenn diese fair hergestellt wurden? Bringt es irgendetwas für die nachfolgenden Generationen, wenn wir unseren Kleiderschrank weiterhin vollstopfen, nur um immer wieder anders auszusehen? Leider – und das wird viele enttäuschen – bringt es gar nichts. Die einzige nachhaltige Lebensweise führt nur über das Nicht-mehr-so-viel-Kaufen oder noch drastischer ausgedrückt über das Nicht-mehr-Kaufen. Dafür sollten wir kaputte Textilien oder Schuhe viel häufiger zur Schneider*IN oder Schuster*IN bringen, verfärbte Klamotten umfärben oder wenn es etwas Neues sein muss, lieber im Second-Hand-Laden einem alten Kleidungsstück eine neue Chance geben Es ist schließlich schon da.
Das Zukunftsinstitut schrieb bereits 2016, dass das Ende der Fast Fashion-Ära angebrochen sei. "Handel ohne Erlebniswert hat keine nachhaltige Wirkung – und Erlebnisse ohne Sinn und Geschichte sind nicht nachhaltig. Fast-Fashion-Retailer, deren Konzept auf standardisierten, unemotionalen Point of Sales basiert, stellt das vor große Herausforderungen."
Verzicht ist wahre Nachhaltigkeit
Nichts mehr zu kaufen, DAS ist wirklich nachhaltig. Und es hat den weiteren großen Vorteil, dass du dir jede Menge Geld sparst. Natürlich lieben auch wir Mode und zeigen immer wieder News und neue Dinge, die wir toll finden. Doch es geht um die Grundhaltung, die wir hier vermitteln wollen. Auch wir kaufen gerne etwas Neues, wenn wir es tatsächlich brauchen und genau wissen, dass wir daran lange unsere Freude haben. Dann sind wir sehr dankbar für die vielen nachhaltigen Brands, die uns Mode präsentieren, die zeitlos und sehr gut verarbeitet ist. Doch wir denken vor jedem Kauf nach, ob es wirklich etwas ganz Neues sein muss. Ob wir nicht lieber erst mal im Thrift Shop oder im Kleiderschrank einer Freundin gucken gehen. Es sind so viele Klamotten im Umlauf, da wird sich bestimmt auch die ein oder andere Zweit- oder Drittverwertung finden lassen.
Vielleicht denkst du beim nächsten "Ich muss mir etwas gönnen"-Anfall erst mal nach, ob dich das schnell geshoppte Teil wirklich dauerhaft glücklich macht. Ob nicht eine leckere Kugel Eis, ein Stück Kuchen oder Schokolade genauso als Belohnung in Frage kommt. Das Glücksgefühl ist zwar mit dem letzten Bissen schon fast wieder verflogen, doch mach dir bewusst, dass es bei den meisten Klamotten auch nicht recht viel länger anhält.