top of page
  • AutorenbildStephanie Morcinek

Sorry, not sorry! Mach Schluss mit dem Entschuldigen

Mädchen und jungen Frauen wird anscheinend antrainiert, sich für alles, für jeden und überhaupt immer zu entschuldigen. Leider legen wir diesen Sorryismus auch im Erwachsenenalter nicht ab. Ein Plädoyer fürs Nicht-mehr-ständig-Entschuldigen!


Es muss nicht immer ein Entschuldigung sein // Photo: Dan Gold / Unsplash
Es muss nicht immer ein Entschuldigung sein // Photo: Dan Gold / Unsplash

Frauen leiden an einer nervigen Entschulderitis. Antworten wir erst nach zwei Stunden statt zwei Minuten auf eine E-Mail, tippen wir bereits das erste "Tut mir leid" oder "leider" auf dem Laptop und glauben, uns wieder ein reines Gewissen und unserem Gegenüber die ideale Entschädigung für unsere zeitliche Verzögerung geliefert zu haben. Doch achte mal darauf, wie oft am Tag bei dir ein "Sorry" oder "T'schuldigung" fällt. Und damit meinen wir Situationen, in denen es auch ein anderes Wort getan hätte... Oder einfaches Schweigen angebracht gewesen wäre, weil es überhaupt keinen Grund für ein Entschuldigen gibt.


Frauen machen sich selbst kleiner


In einem Tedx-Talk sagt die SoziologIN Maja Jovanovic, dass unnötige Entschuldigungen uns kleiner machen, als wir sind. Gerade unter Frauen beobachte sie dieses Phänomen sehr häufig. Selbst ExpertINNEN, die hunderte Fachartikel und zahlreiche Bücher veröffentlicht haben, stellten sich nicht mit den toughen Worten vor: "Ich bin XYZ und ich habe diese wundervollen Dinge in meinem Leben vollbracht." Nein. Die meisten Frauen machten sich selbst unbedeutender, indem sie sagten: "Ich weiß eigentlich gar nicht, wie sie auf mich gekommen sind." Eine Entschuldigung, die einfach nicht sein müsste.


Es gibt sogar eine wissenschaftliche Untersuchung, die von Dr. Karina Schumann im Zuge ihrer Doktorarbeit in Psychologie an der kanadischen Waterloo University durchgeführt wurde. Dort fand die ForscherIN heraus, dass Männer schlichtweg nicht die Notwendigkeit sehen, sich für Dinge wie ein Zuspätkommen oder ihre berufliche Karriere zu entschuldigen. Für Frauen ist in vielen Situationen ein viel schnelleres Entschuldigungslevel erreicht. Wenn ein Mann sich entschuldigt, dann wirklich nur, wenn er tatsächlich etwas angestellt hat und nicht ohne Vorwand aus der Nummer rauskommt.


Die drei Formen der weiblichen Entschuldigung


Das Thema ist nicht neu, genauer genommen ist die von Schumann veröffentlichte Studie bereits neun Jahre alt, doch immer noch hören wir weibliche Ausflüchte, Vergebungsgesuche und Rechtfertigungen für die banalsten Dinge – daher müssen wir selbst im Jahr 2020 noch darüber reden. JournalistIN Julia Rothhaas hat es in einem auf sueddeutsche.de veröffentlichten Artikel ganz deutlich gemacht, indem sie weibliche Entschuldigungen, die nicht unbedingt nötig sind, in drei Kategorien einteilt.


  1. Die Hab-mich-lieb-Entschuldigung

  2. Die Tu-mir-nichts-Entschuldigung

  3. Die Ich-habe-versagt-Entschuldigung


Bei erster Entschuldigungsform steht die Harmonie im Vordergrund. Sie wird oft angewandt, wenn sich z.B. in einer Partner*INNENschaft gestritten wird. Die zweite wird dann verwendet, wenn Streit droht – meistens gibt es hier ein Hierarchie-Gefälle, z.B. im Job. Die letzte Entschuldigungsform ist die überflüssigste, weil sie meist von einem zu stark ausgeprägtem Perfektionismus herrührt und damit ein Phänomen ist, das Frauen an sich grundsätzlich ablehnen, das sie allerdings nur schwer beiseite schieben können.


Vergiss Sorry und Entschuldigung: Versuch es doch mal hiermit


Anstatt immer wieder ein Sorry über die Lippen gleiten zu lassen oder ein T'schuldigung rauszupressen, solltest du nicht krampfhaft versuchen, dir männliche Gleichgültigkeit anzutrainieren, sondern stattdessen mehr bei dir bleiben und auf dich hören. Ist es WIRKLICH notwendig, sich für eine zwei Stunden später geschickte E-Mail zu entschuldigen? Vielleicht hattest du gerade ein Meeting oder ein Jobinterview?! Das ist völlig in Ordnung, es gibt kein Recht auf sofortiges Rückantworten.

Selbst ein Zuspätkommen zu einer Verabredung muss nicht mit "Sorry, dass ich zu spät bin" starten, sondern kann genauso eröffnet werden mit den Worten "Danke, dass du auf mich gewartet hast". Das gleiche gilt bei Fehlern. Bedanke dich doch lieber, dass dich jemand darauf hingewiesen hat, als dich um Erklärungsversuche zu bemühen. Jeder macht mal etwas falsch, auch dein Gegenüber. Freu dich lieber, dass du aus der Sache was gelernt hast.


Schluss also mit dem Kleinfühlen oder Kleiner-Reden, zeig mehr Dankbarkeit, benutze Entschuldigungen wirklich nur noch da, wo sie WIRKLICH angebracht sind und denk dran, wenn du das nächste Mal ein Sorry aussprechen willst, ob du es nicht doch lieber runterschluckst.

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page