Birgit Bulla
Wichtige Frage: Sollen wir einen Fahrradhelm tragen? Ja oder Nein?
Aktualisiert: 5. Mai 2021
Verkehr mit oder ohne Verhütung? Wie du dir denken kannst, meinen wir damit heute ausnahmsweise mal nicht den Geschlechtsverkehr, sondern den echten, den auf der Straße. Und mit Verhütung meinen wir nicht die, gegen eine mögliche Schwangerschaft, sondern die, gegen einen möglichen Schädelbruch. Richtig, wir möchten mit dir über Fahrradhelme sprechen. Und fragen gradeheraus: Trägst du da einen oder nicht?

Es ist schon erstaunlich. Schaut man sich im Verkehr um, rasen die meisten Radler ohne Helm über die Straßen. Kaum zu glauben eigentlich, wenn man sich überlegt, dass die Fahrradunfälle jährlich steigen. Ist ja auch logisch, nach den Fußgänger*INNEN sind Fahrradfahrer*INNEN schließlich die schwächsten Teilnehmer*INNEN im Straßenverkehr. Letztes Jahr war laut des Statistischem Bundesamts jeder siebte Mensch, der im Straßenverkehr ums Leben kam, auf dem Fahrrad unterwegs. Insgesamt starben 2019 445 Fahradfahrer*INNEN. Und obwohl die Zahl der Verkehrsunfälle in Deutschland allgemein stark rückläufig ist (Im Vergleich zu 2010 ist die Zahl der Verkehrstoten um 16,5 % gesunken), steigen die Fahrrad-Toten. Hier ist ein Plus von 16,8 % zu verzeichnen. Beängstigend, oder?
Sollte es eine Helmpflicht fürs Fahrradfahren geben?
Umso stärker drängt sich uns die Frage auf, warum es nicht schon längst eine Helmpflicht gibt. So wie auf den vielen Skipisten Österreichs oder Italiens auch – zumindest für Kinder. Hier fällt man jedoch auch als Erwachsener negativ auf, wenn man ohne Schutzhelm den Berg runterbrettert. Ja, man fühlt sich richtig nackig ohne dem schützenden Helm auf dem Kopf, der im Zweifelsfall leben retten kann. Beim Skisport fahren viele freiwillig mit Helm. Aber auf dem Fahrrad? Fehlanzeige!
Einer der Hauptgrund für diese Helmfaulheit: die liebe Eitelkeit. Fahrradhelme sehen blöd aus, ruinieren die Frisur und hinterlassen Abdrücke auf der Stirn (wenn man sie richtig trägt). Dass sie im Zweifelsfall bzw. bei einem Unfall unser Leben retten können, spielt für viele nur eine Nebenrolle. Daneben ist es natürlich auch eine Umstellung, ab jetzt immer an den Helm zu denken, wenn man aufs Fahrrad steigt. Ähnlich wie die Corona-Maske, kann der natürlich easy zu Hause vergessen werden. Und klar, so richtig bequem ist der Helm nun auch nicht. Ist er richtig aufgesetzt, sollte er eng auf der Stirn sitzen, etwa zwei, drei fingerbreit über den Augenbrauen. Das ist natürlich erst mal eine Umstellung.
Es gibt auch tolle Alternativen zum Fahrradhelm
Bei uns in der femininINNEN-Redaktion gilt das Motto: Safety first, Beauty later. Wir fahren nämlich mittlerweile fast alle behelmt Fahrrad. Und dass das nicht immer die Frisur ruinieren muss, beweist Stephie. Sie hat sich nämlich den specialigen Hövding-Helm rausgelassen. Obwohl...

Helm kann man das Ding eigentlich gar nicht nennen. Eher Kapuze. Hödving ist nämlich ein Airbag-Kragen, den man sich während der Fahrt um den Hals schnallt und der sich bei einem Aufprall innerhalb von 0,1 Sekunden öffnen soll. Laut den Herstellern bietet Hövding seinen Träger*INNEN so einen achtmal sichereren Schutz als ein herkömmlicher Helm. Das hat natürlich seinen Preis. Für einen echten Hörving zahlt man knapp 300 Euro. Für Stephie lohnt es sich aber: "Das Hövding pack' ich in die Tasche und gut ist. Außerdem macht es die Frisur nicht kaputt, kann allerdings am Hals etwas schwer und schwitzig werden. Gut, dass man die Hüllen waschen – und sich theoretisch auch verschiedene Muster und Farben dazukaufen kann." Wichtig: Man muss sein Hövding aufladen, sonst funktioniert es nicht. Dann hält es für etwa acht Stunden. Was Stephie außerdem bemängelt: "Es fährt doch immer eine kleine Unsicherheit auf dem Gepäckträger mit: 'Geht es auch wirklich auf, wenn ich fallen sollte?'" Dann doch lieber der gute alte Schalenhelm.
Den hat sich Birgit vor kurzem zugelegt. Warum? "Weil ich während und nach dem Fahrradfahren eh immer sehr zerstört aussehe, ist es mir egal, ob meine Frisur plattgedrückt oder verstrubbelt ist. Mir ist die Sicherheit wichtiger. Und preislich liegt man da bei etwa 100 Euro."
Da geht es Birgit übrigens wie der Mehrheit aller Deutschen. Wie im März 2019 eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Yougov unter 2049 Menschen gezeigt hat, sind 61 Prozent aller Befragten für die Einführung einer Helmpflicht für Fahrradfahrer. Erstaunlich dabei: 72 Prozent der Befragten, die NICHT Fahrradfahren fordern eine Helmpflicht, bei den Radfahrern sind es nur 57 Prozent.

Welcher Helm für dich, deinen Kopf und deine Art Fahrrad zu fahren am besten passt, können dir Expert*INNEN in Fachgeschäften sagen. Einfach auf gut Glück einen Helm im Internet zu bestellen, ohne ihn davor anprobiert zu haben, solltest du auf keinen Fall tun. Es ist wichtig, dass der Helm für dich und deine Kopfform zugeschnitten ist. Sitzt, passt, wackelt und hat Luft. So ist der Tragekomfort eher gegeben und du bist safe unterwegs. Und das ist ja das Wichtigste. Also: Fahr' vorsichtig und pass' auf dich (und andere) auf!